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Trösten - Welche Worte des Trostes spricht man?

Ist ein Mensch verstorben, so fragt man sich, wie man den Hinterbliebenen begegnet - welche Worte des Trostes sagt man? In Ratgeberbüchern und insbesondere im Internet findet man schnell Texte für Beileidkarten und Kondolenzschreiben; diese Texte lassen sich an die jeweilige Situation anpassen. Doch welche Worte des Trostes und des Mitgefühls sagt man in der persönlichen Begegnung mit trauernden Personen? Die Sprüche, die für Beileidkarten gedacht sind, lassen sich nicht einfach so aussprechen. Und auch tröstende Bibelverse, wie man sie auf Kondolenzkarten und Traueranzeigen findet, sind als persönlich ausgesprochene Beileidbekundung ungeeignet.

Die Begegnung mit trauernden Hinterbliebenen macht viele Menschen unsicher. Ich habe beobachtet, dass oftmals aufgrund dieser Unsicherheit der Kontakt mit einer trauernden Person vermieden wird. Doch den Trauernden aus dem Weg zu gehen, ist nicht der richtige Weg, denn Trauernde brauchen Nähe, brauchen die Freunde, die Freundinnen, die Nachbarn.

Doch man fühlt sich hilflos, insbesondere, wenn man vorher noch nicht mit solcher Trauer konfrontiert war. Man meint, es käme auf die persönlichen Trostworte an, die man jedoch nicht findet. Diese Hilflosigkeit ist besonders stark, wenn es sich um einen plötzlichen, unerwarteten, tragischen Todesfall handelt. Sicherer fühlt man sich, wenn ein alter Mensch nach langer Krankheit verstorben ist.

 

Zwei unterschiedliche Verluste

1) Ein erwartbarer Tod: Eine 60-jährige Tochter pflegt ihre betagte, demente Mutter bis ins hohe Alter. Die Pflege nimmt all ihre Kraft und ihre Zeit in Anspruch. Im Alter von 92 Jahren verstirbt die Mutter friedlich, daheim, im Beisein ihrer Tochter.

Der Tod der alten Frau ist kein Schicksalsschlag; er war zu erwarten und so scheint es einfach, Worte zu finden, die der Tochter Trost spenden. "Nun ist sie erlöst!", könnte man schnell sagen, auch "Nun bist du erlöst von der kräftezehrenden Pflegearbeit!" und "Sie hat ihr Alter erreicht!" und "Ein solch hohes Alter ist nicht jedem Menschen vergönnt!" und "Das ist kein Grund, traurig zu sein, sondern ein Grund, Gott für ein solch langes, erfülltes Leben zu danken!" und "So ist der Lauf des Lebens!" Wenn ein alter, kranker Mensch verstirbt, neigt man schnell zur "Verharmlosung" Doch Vorsicht: Die Hinterbliebenen empfinden es emotional oft anders, als man es rational aus der Distanz sieht! Auch der Tod einer sehr alten Mutter bzw. eines hochbetagten Vaters ist ein Verlust und verursacht in der Familie Schmerz und tiefe Trauer. Für jemanden, der Trost spenden will, ist es jedenfalls besser, erst einmal zu schweigen, zu hören und zu verstehen!

2) Ein tragischer Tod: Ein Junger Mann hat vor einem Jahr sein Abitur mit glänzenden Noten bestanden. Nun steht sein Geburtstag bevor. Nachträglich zum Abitur und nun vor dem runden Geburtstag erfüllen ihm die Eltern seinen größten Wunsch: Sie schenken ihm ein Motorrad. Die Einladungskarten zum 20 Geburtstag sind verschickt. Der Freundeskreis, die Nachbarn, ehemalige Mitschüler sind eingeladen. Ein besonderes Fest soll die Geburtstagsfeier werden; doch von einem seiner ersten Motorradausflüge kommt er nicht mehr heim. Er verstarb an der Unfallstelle.

Der Tod des jungen Mannes ist so unbegreiflich, so entsetzlich, zumal auch, da der Schicksalsschlag mitten in Freude über Gelungenes und Vorfreude auf das Fest schlägt. Das raubt alle Worte und doch könnte man versucht sein, Worte des Mitgefühls zu finden wie: "Es ist ja so sinnlos, so unwirklich!" und "Dieser Tod raubt alle Sinne!" und "Wie haltet Ihr den Schmerz nur aus?" und "Wie geht es dir denn; ich könnte das gar nicht ertragen!" und "Ich mache mir Sorgen um dich, du musst ja völlig verzweifelt sein!" und "Du tust mir unbeschreiblich leid!" Doch Vorsicht: So tragisch, erschreckend und dramatisch ein Tod auch ist, sollte man als "Außenstehender" nicht noch dramatisieren. Es ist jedenfalls besser, erst einmal zu schweigen, zu hören und zu verstehen!

 

Schweigen, zuhören, verstehen

So unterschiedlich Todesfälle auch sind, so gilt doch gemeinsam: Statt schnelle Worte zu finden, ist es besser, erst zu schweigen, zu hören und zu verstehen. Wenn die trauernde Person nicht spricht, so sollte man als "tröstende Person" die Stille ertragen. Schnelle Worte erreichen die trauernde Person nicht! Doch ein mitfühlender Blick, der die Trauer versteht, erreicht sie. Ein stiller Händedruck ergreift sie. Eine wortlose Umarmung hält sie. Ja, "Ich bin in stiller Anteilnahme bei dir!", kann an schreiben, aber nicht sagen. Anteilnahme praktiziert man, man redet sie nicht herbei. Wenn man "in stiller Anteilnahme" zeigt, dass man da ist, bereit zu hören und zu verstehen, fühlt der Trauernde, dass er nicht allein ist, dass er reden kann. Und das ist so wichtig.

Dann kann man Verständnis aussprechen

Wenn ich vor schnellen Trostworten warne, soll das aber nicht heißen, dass man nur schweigen muss. Ein paar Worte können sinnvoll sein, zumal, wenn man keine enge Beziehung zur trauernden Person hat und eine stille Umarmung scheut. Sätze wie "Ich bin so sehr mit meinen Gedanken bei dir!" oder "Wir sind tief traurig!" oder "Ich fühlen mit dir!" können den Kontakt eröffnen. Solche Sätze sind kein billiger Trost; sie drücken kurz aus, was man selber fühlt und nicht, was man meint, dass der Trauernde fühlt oder fühlen soll.

Schweigt die trauernde Person, so darf man gern mit ihr schweigen. Wenn sie erzählt, hört man zu. Man spricht dann nicht über sich selbst, kann aber mit Worten deutlich machen, dass man die ausgedrückten Gefühle versteht. Sagt die trauernde Person z. B. "Ich kann es noch gar nicht glauben!", so zeigt man mit Worten wie "Es ist so unbegreiflich.", dass man das Gefühl verstanden hat. Mitgefühl zeigt man, wenn man z. B. auf "Ich halte das nicht aus!" mit "Dein Schmerz ist unerträglich!" antwortet oder auf "Es dreht sich in mir alles vor Schmerz!" mit "Es ist, als ob dir der Boden unter den Füßen weggerissen ist." reagiert. So spürt der trauernde Mensch, dass man zuhört und ihn versteht.

 

Unsicherheit vor einem Kondolenzbesuch?

Die folgende Geschichte kann die Unsicherheit vor der Begegnung mit einem trauernden Menschen nehmen.

Eine stille Umarmung - Eine Geschichte

Ein Mensch macht sich auf den Weg in ein Trauerhaus. Was werde ich sagen, fragt er sich, mit welchen Worten kann ich trösten? Er spielt mit möglichen Sätzen, nimmt sie an, verwirft sie wieder. Vielleicht hilft ein Umweg durch den Park. Dort, auf der einer Bank werde ich innehalten, meine Worte abwägen. „Ein schöner Tag heute, nicht wahr!“, bemerkt ein Mann im Vorübergehen. „Ja, wohl wahr, doch ich bin auf dem Weg in ein Trauerhaus. Ich grüble, was ich sagen kann." „Das wird schon werden!“, ruft der Mann.
„Ich bin auf dem Weg in ein Trauerhaus, unsicher, wie ich trösten kann“, bekennt er der Frau, die sich zu ihm setzt. „Der Tod gehört zum Leben“, spricht sie, steht auf, „das wäre doch so ein Satz für Sie.“ Und geht. Da sitzt der Mensch, noch ohne Antwort auf seine Frage. Ein Ball rollt heran. Ein kleiner Junge springt hinterher, greift seinen Ball und schaut. „Bist du traurig?“„Ein Mensch ist gestorben, ja, ich bin traurig. Und ich bin auf dem Weg zu Menschen, die noch viel trauriger sind.“ Der Junge schaut ihm ins Gesicht, legt seinen Ball beiseite, steigt auf die Bank, umarmt ihn still und fest, steigt hinab, nimmt den Ball und springt davon. Ergriffen blickt der Mensch ihm nach. Dann setzt er seinen Weg fort, wohl wissend, was er tun wird. Der kleine Junge gab ihm die Antwort.

Die Geschichte übernehmen wir mit freundlicher Genehmigung der "Lutherischen Verlagsgesellschaft Kiel" dem Buch: "Ich ruf dir meine Liebe zu, ein Dankeschön und ein Verzeih!"

 

Trauer geht ihren Weg!

Trauer braucht ihre Zeit, sie lässt sich nicht beschleunigen und nicht verdrängen. Also brauchen tröstende Menschen Verständnis und Geduld. Die Trauer muss man zulassen, sie ist ein Prozess der Selbstheilung. Belehrungen sind krampfhafte Versuche die trauernde Person aufzumuntern, haben mit Verständnis und Trösten wenig zu tun. Sätze wie "Alles im Leben hat einen Sinn, so auch dieser Tod!" oder "Lass dich nicht hängen; du wirst es bald überstanden haben!" oder "Sieh es so: Dein Vater hat doch sein Leben gelebt, gehabt; jetzt ist er erlöst!" sind ebenso unangebracht wie "Nun hast du genug getrauert" oder "Es ist endlich Zeit, zu vergessen!" oder "Du musst endlich loslassen!"

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